GRAF ÖDERLAND - ein respektabler Misserfolg?

Max Frisch. Sein Werk im Kontext der europäischen Literatur seiner Zeit.


Régine Battiston / Margit Unser (Hg.) - Verlag Königshausen & Neumann 2012

 

 

 

Die Herausforderung von Max Frischs Schmerzenskind für die Bühne.

Wie ist es möglich, einen „respektablen Misserfolg“ 1 zu inszenieren? Worin besteht die Herausforderung, GRAF ÖDERLAND von Max Frisch heute auf die Bühne zu bringen? Oder: Gibt es noch ein Interesse an der Empörung?

 

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Drei Anläufe unternahm Max Frisch, um dem Stück, das ihm das liebste war, zum Erfolg zu verhelfen. Schon in seinem TAGEBUCH 1946-1949 hatte er die Geschichte eines Staatsanwalts, der scheinbar unvermittelt verschwindet, skizziert. 1951 arbeitete er GRAF ÖDERLAND zu einem eigenständigen Schauspiel aus, Neufassungen folgten 1956 und 1961. Doch was der Autor auch unternahm: Das Werk konnte sich auf der Bühne nicht so wie seine berühmten Schulstücke durchsetzen. „Das kühne Unternehmen“, konstatierten der Kollege Dürrenmatt, „ist gescheitert“. Das allerdings liege nicht am Autor, sondern am Stoff: „Nicht Frischs Dramatik hat beim Öderland versagt, die Dramatik selbst hat vor Öderland versagt.“ 3 4

 

Im Max Frisch Archiv in Zürich konnte ich das Manuskript des Regiebuchs der Erstaufführung von Leonard Steckel am Schauspielhaus Zürich im Jahr 1951 einsehen. Das Bühnenbild sah nicht so altertümelnd aus, wie ich es erwartet hatte. Die Ideen der Inszenierung, ihre Collagetechnik und die Verwendung von zeitgenössischen Werbebotschaften wirkten gelungen, modern und provokativ zugleich. Doch die Uraufführung ist damals beim Zürcher Theaterpublikum durchgefallen. Das Stück wurde schnell wieder abgesetzt, zum Ärger von Max Frisch, der sich in einem Brief an die damalige Direktion des Zürcher Schauspielhauses5 bitter über die fehlende Unterstützung beklagte. In einem engbedruckten, sechsseitigen Memorandum geht Frisch detailliert auf alle Umstände ein, welche die frühe Absetzung des Stückes vorantrieben: Regie, Besetzung, Presse-Kritik, Kasse, die Reaktion des Publikums, Diskussionen in der ETH und im Pestalozianum. In der Schlussbemerkung führt Frisch aus:

 

„Ich möchte heute wiederholen, dass ich keine Institution und keine Persönlichkeit kenne, der ich bisher soviel zu verdanken habe wie dem Zürcher Schauspielhaus. Allerdings meine ich, wenn ich in diesem Sinn vom Schauspielhaus Zürich spreche, die Direktion. Es ist ein Gefühl herzlicher Verbundenheit, was mich drängt, meine Bedenken und meine Beschwerden auszusprechen, und ich hoffe sehr, dass wir einander verstehen: es geht nicht darum, eine Ausrede zu finden für einen „Misserfolg“, sondern zu merken, wer in Zürich über Erfolg oder Misserfolg bestimmt, und zu verhüten, dass das Schauspielhaus sich jenen Kreisen unterwirft, die auch in den Zeiten, die heute so glorreich erscheinen, seine menschlichen und politischen Gegner gewesen sind, wie sie es heute sind. Ich habe etliche Zeugnisse dafür, dass es in Zürich gewisse Kreise gibt, die einen Erfolg eines neuen Frisch-Stückes von vornherein nicht dulden konnten, und daran hätte auch, um auf den Anfang dieses Schreibens zurückzukommen, eine bessere Besetzung und eine längere Probenzeit nichts geändert; die Animosität, die sich bei der Uraufführung deutlich genug enthüllt hat, stammt aus den gleichen Gegenden der Gesellschaft und aus den gleichen Köpfen, die auch dem Schauspielhaus noch zu schaffen machen werden, und ich glaube nicht, dass diese Kreise unschädlich zu machen sind mit Prospekten. Vielleicht - und das ist nun die Frage, die ich offen lassen will: - vielleicht wäre es anhand dieses Stückes möglich gewesen, die Macht gewisser Cliquen zu brechen mit einem grösseren Durchhalten; das Publikum braucht Zeit, um sich vom Urteil der Cliquen zu lösen, und die Zeichen, dass eine andere Meinung sich durchsetzte, waren deutlich vorhanden. Die Presse ins Unrecht zu setzen, das wäre für das Schauspielhaus, wenn es sich dieses Durchhalten hätte leisten können, vielleicht noch wichtiger gewesen als für den Autor, der nicht an Zürich gebunden ist.“ 6

 

Als Inszenierungsangebot GRAF ÖDERLAND zu erhalten, war für mich eine große Überraschung. Eine mutige Entscheidung der Leitung des Stadttheaters Gießen7, denn das Stück gilt als ausgesprochen schwierig, wenn nicht sogar zum Scheitern verurteilt, und war bisher selten auf den Bühnen zu sehen. Sicher wird zu diesem Phänomen, neben der Komplexität und der kruden Form, die große Zahl der Rollen (mindestens 26) beigetragen haben.

 



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Wie so oft bei Frisch beginnt der Text mit einem Ausstieg. Hier die Zusammenfassung des Produktionsdramaturgen: „Der Staatsanwalt hat genug vom bürgerlich etablierten Leben. Statt sich ins Bett zu legen, verlässt er des Nachts sein Haus und taucht unter. Es ist aber nicht nur die Lebensform, die dem Juristen den Schlaf raubt. Kaum weniger treibt ihn ein aktueller Fall um. Ein Bankangestellter ist des Mordes an einem Hausmeister angeklagt.

 

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Ein Geständnis liegt vor. Was fehlt, ist ein Motiv. „Ein Mord, einfach so? Das ist wie ein Riss in der Mauer“, bemerkt der Staatsanwalt. Sein gesamtes Weltbild gerät ins Wanken. Der Ausbruch aus privater Enge wird so zum Politikum, wirft Fragen auf, die über den Alltag hinausführen. Welchen Sinn kann man der Sinnlosigkeit eines Mordes entgegensetzen? Wo hat die Freiheit des Einzelnen seine Grenzen? Lässt sich eine Gesellschaft mit Gewalt verändern?

 

Der Staatsanwalt durchlebt seinen Alptraum: Der Versuch, seine persönliche Lage zu verändern, wächst sich zu einem Freiheitskampf aus. Der Staatsanwalt wird zur Legendengestalt. Graf Öderland, der mit einer Axt bewaffnet durch die Lande gezogen sein soll. Der Staatsanwalt tut es ihm nach, wird zum Vorbild und wenig später zum Anführer einer Rebellion. Tatsächlich gelingt es, die marode Demokratie aus den Angeln zu heben. Nur wissen die Revolutionäre nicht, was an ihre Stelle treten soll.

 

 

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Der Staatsanwalt findet sich, nachdem er mordend durchs Land gezogen ist, im heimischen Wohnzimmer wieder. Man trägt ihm das Präsidentenamt an - eine Position, die Macht und Verantwortung, aber auch neuerliche Unfreiheit mit sich bringt. Sollte er ablehnen, droht ihm die Verurteilung als Umstürzler.“ 12


Wie die Probenarbeit beginnen? Wie die Schauspieler für den streitbaren Text sensibilisieren? Wie eine moderne Inszenierung erfinden, die das Stück nicht für weitere Jahrzehnte in den Schubladen der Dramaturgien beerdigt? Aus „Graf Öderland“ ein politisches Stück zu machen, das schnell durchschaubar eine vermeintliche Revolution abfeiert, wäre der Komplexität nicht angemessen und liegt nur in einer oberflächlichen Bearbeitung auf der Hand. Den Text ausschließlich in psychologischer Hinsicht umzusetzen, birgt die Gefahr, dem Stück eine entscheidende Einschränkung zu verpassen: Ihm den Stachel zu ziehen, der stechen will und stechen muss.

 

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Gegenstand der Konzeptionsprobe waren eine Auswahl von Originaltexten, Aussagen von Zeitgenossen und der Film „Max Frisch. Citoyen“ 15 von Matthias von Gunten, um die Biographie und die Denkweisen Max Frischs hör- und greifbar zu machen. Die Beteiligten erlebten hier einen Autor, der konsequent nachhakt, beständig seine inneren Geschichten fortschreibt, Assoziationen formt, entgegengesetzte Denkweisen zulässt und sich die Welt aus unterschiedlichsten Blickwinkeln erschließt; einen Autor, der scharf urteilt, herausfordert und sorgfältig die Räume befragt, die sein Gegenüber in der Diskussion aufzumachen versucht.

Max Frisch zeigt sich als konsequenter Fragesteller, und seine Radikalität im Denken faszinierte die Schauspieler ebenso wie das Inszenierungsteam. In der folgenden sechseinhalbwöchigen Auseinandersetzung mit dem Text sprang die verblüffende Aktualität des Stückes alle Beteiligten der Theaterproduktion an. Die Form blieb eine Herausforderung: Ein Stück, das so große Sprünge in der räumlichen Situation und im zeitlichen Handlungsverlauf vollzieht, verlangt eine klare Inszenierungsidee und eine entsprechende Bühnenbildsprache.

 

GRAF ÖDERLAND besteht aus zwölf Bildern, doch der Autor selbst schlägt vor, auf das Bild fünf zu verzichten und zwei weitere - das sechste und das achte - zusammenzuziehen, so dass letztlich zehn Bilder zu sehen sind. 16 Wir sind diesem Ratschlag gerne gefolgt, obwohl auch das fünfte Bild „Hoch lebe der Graf“ für eine aktuelle Inszenierung reizvoll wäre: In der bequemen Haltung der Köhler, bedingungslos einem neuen Anführer zu folgen, und in ihrem Irrglauben, ein paradiesisches Leben erreichen zu können, liessen sich viele Bezüge zur Gegenwart herstellen. Doch zugunsten einer stringenten Erzählstruktur und einer angestrebten Spieldauer von 2,5 Stunden (mit Pause nach dem sechsten Bild) verzichteten wir auf diese Szene.

 

Die Inszenierung beginnt mit einem grossen Heilsversprechen, eingedampft auf das Wort „Santorin“. Die Zuschauer hören diesen Slogan im Dunkeln, ein Werbespot, wie er uns ständig in die Ohren geträufelt wird - subtil erotisch und damit kompatibel für alle Kanäle. 17

 

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Die Aufgabe des Bühnenbildners 19 war es, das Stück möglichst nah am Zuschauer beginnen zu lassen, um den ersten beiden Szenen, die im Arbeitszimmer des Staatsanwalts und in der Zelle des angeklagten Mörders spielen, die nötige Intimität zu verleihen. Somit werden die beiden Erzählstränge gleichberechtigt behandelt; der Mörder und der Staatsanwalt werden in ihrer parallelen Anlage als Hauptfiguren klar gesetzt. Beide hadern mit ihrer Welt, beide agieren in beengten Räumen - im Film würde man die ersten beiden Szenen idealerweise ineinander verschneiden - und während der eine schon einen Mord vollbracht hat, weiß der andere noch nicht, dass er zum vielfachen Mörder werden wird. Zugleich sollte der Bühnenbildner die Raumtiefe der Bühne von 25 Meter nutzen, um einen weißen Steg zu bauen, der optisch ins Unendliche ragt, damit die Darsteller wie aus dem „Nichts“ auftreten können. Der Steg steht für den schmalen Grat, auf dem wir uns bewegen und zugleich für eine Zeitachse, die kein Anfang und kein Ende kennt, auf der sich das Leben in stetiger Wiederholung abspielt.

 

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Laut Regieanweisung der ersten Szene 21 sollte das Arbeitszimmer des Staatsanwaltes zahlreiche Aktenordner beherbergen. Diese Akten wurden in der Inszenierung durch fotografierte Gesichter ersetzt, die rechts und links an zwei großen Portalwänden in Form einer Fototapete zu sehen sind. Sie verweisen auf die Einzelschicksale der Prozesse des Staatsanwaltes, zugleich repräsentieren sie die Gesichter der Mitinhaftierten des Mörders. Man kann darin auch die erstarrten Augen einer verkrusteten Gesellschaft sehen. Das Stadttheater Gießen hat für diese formale Umsetzung die Besucher ihrer Theaternacht im November 2010 fotografiert und sie so zu einem wichtigen Teil des Bühnenbildes werden lassen.

 

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Das Verbrennen der Akten zu Beginn des Stücks ist ein zentrales Motiv, das einem Initiationsritus gleicht. Angetrieben von seinem Hausmädchen Hilde willigt der Staatsanwalt ihrem scheinbar naiven Drängen ein, alle Akten in den Kamin zu werfen.

 

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Er stimmt zögerlich zu und befreit sich so von der bürgerlichen Last, den täglich wachsenden Berg der Verpflichtungen abzutragen. Es ist aus feuerpolizeilichen Gründen am Theater nicht erlaubt, vor dem Eisernen Vorhang mit realem Feuer auf der Vorbühne zu arbeiten. Doch wie ist ein so wichtiger Moment auf der Bühne sinnlich zu manifestieren? In Anlehnung an Max Frischs langsame Schreibweise - er hämmerte seine Texte mit vier Fingern Buchstabe für Buchstabe in seine Schreibmaschine - , formten wir aus grossen, wie aus Stein gemeisselten Buchstaben das Wort H-O-T auf der Bühne. Entsprechend beleuchtet und akkustisch unterlegt, war so eine Übersetzung für das Feuer gefunden.

 

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Dass daraus im Lauf der Inszenierung durch die Hinzufügung der Buchstaben E und L das Wort HOTEL entstand, erweiterte die formale Bühnensprache und ersparte Requisiten und eine Möblierung, die im fünften Bild die Atmosphäre eines Hotels erzählen sollten.

 

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Der Ort des dritten Bilds, „Der Staatsanwalt kommt zu seiner Axt“, wird in der Regieanweisung mit „Hütte im Wald“ umschrieben. 27

 

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Der Staatsanwalt trifft hier auf Inge, die ihm den Namen „Graf Öderland“ zuschreibt, ein Name aus einem ihr bekannten Kinderlied. Eine literarische Setzung von Max Frisch, die vielschichtige Deutungen zulässt. Für uns ist dieser schneebedeckte Raum 29 ein mystischer Ort, der den Staatsanwalt seiner Vergangenheit entledigt, ihn auf „Null“ zurücksetzt und es ihm erlaubt und ihn auffordert, einen Neuanfang zu wagen. Ein Naturraum abseits der Stadt und ihren kulturellen Setzungen, der innere Freiräume ermöglicht. Wie kann eine „Hütte im Wald“ nicht naturalistisch abgebildet werden? Wie können zugleich die Wahrnehmung und die inneren Zustände des Staatsanwalts den Zuschauern vermittelt werden? Die dritte Szene haben wir in zwei Teilen angelegt. Der erste spielt hinter dem geschlossenen Eisernen Vorhang. Eine Live-Kamera filmt das Geschehen der Köhler-Familie am Esstisch ab und projiziert es über einen Beamer auf den geschlossenen Eisernen Vorhang.

 

 

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Die Zuschauer sehen somit einen Film und finden sich innerhalb des Theaters auf einer Fiktionsebene wieder.

 

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Dann erleben sie - gleich dem Staatsanwalt - beim Öffnen des Eisernen Vorhangs, der den Beginn des zweiten Teils des dritten Bildes markiert, eine Überraschung:

 

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Das, was vom Zuschauer als Fiktion gelesen wurde, ist nun real und damit die neue Realität des Staatsanwalts. Dieser Moment schreibt sich als wichtiger Wendepunkt ins Bewusstsein ein.

Die Frage, ob das Gesehene nun Traum oder Wirklichkeit ist, ob die gewalttätigen Schritte, welche die Hauptfiguren vollziehen oder vollzogen haben, richtig oder falsch waren, wird nicht gestellt. Der Zuschauer reist mit dem Staatsanwalt und dem Mörder mit und findet sich am Schluss in der gleichen Situation wieder. So wird die Erkenntnis der Bühnenfiguren zur Erkenntnis des Zuschauers - die Konsequenz im Handeln wird nachvollzogen und löst damit eine Patt-Situation aus, die ein Überdenken der eigenen Bewertungsmuster erzwingt.

 


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Dieser Moment beschreibt den Stachel des Stückes. Der Stachel, der in jedem steckt, der auf der Suche nach einem erfülltem Leben ist und es nicht erreicht. Doch wer erlaubt sich heute - im Wissen um die Aufklärung, um die mögliche Freiheit und um die Freiheit in einer „Demokratie“ - sich auf ein unsicheres Gebiet vorzuwagen, einen Neuanfang vorzunehmen, ohne doppelten Boden, ohne bestätigendes Lob der anderen? Anders gefragt: Wer würde uns heute dazu aufmuntern, uns dazu befähigen?

Oder: Gibt es noch ein Interesse an der Empörung?

 

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Das Wort „Demokratie“ ist bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Max Frisch spricht 1976 in seiner Rede in der Paulskirche in Frankfurt von einer: „Technokratie, als solche effizient; es schwindet die spirituelle Substanz der Politik. Es bleibt: Politik als Fortsetzung des Geschäfts mit anderen Mitteln, ein gewisser Wohlstand für die meisten als Köder zum Verzicht auf Selbstbestimmung, die Verkümmerung unsrer Humanität in Komfort-Hörigkeit...“ 36

 

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Die Unzufriedenheit über die herrschenden Zustände, der Stachel des Stücks, könnte - würde darüber offen diskutiert - den Grundstein einer produktiven Weiterentwicklung mit Welt legen. Der Staatsanwalt sagt in der ersten Szene: „Es gibt Augenblicke, wo man sich wundert über alle, die keine Axt ergreifen. Alle finden sich damit ab, obschon es ein Spuk ist. Arbeit als Tugend. Tugend als Ersatz für die Freude. Und der andere Ersatz, da die Tugend nicht ausreicht, ist das Vergnügen: Feierabend, Wochenende, das Abenteuer auf der Leinwand, das Theater...“ 39 40

 

Der Mörder hingegen formuliert seine Lebensfragen radikal und offen. Einen Mord ohne Motiv zu begehen, verstört die Justiz. Die Ausweglosigkeit, einen Fall nicht in ein vorhandenes und akzeptiertes Ordnungsschema ablegen zu können, überfordert den Staat und hat Ausschläge im Handeln zur Folge, die sich als vorschnell herausstellen. Der Mörder beschreibt konsequent den Versuch, Denk- und Verhaltensweisen zu hinterfragen, sie grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen - in einer Unnachgiebigkeit, die an die Fragebogen von Max Frisch erinnert.41 Ein Rätsel war für uns, weshalb in der vorletzten Szene noch ein privater Raum aufgemacht wird, obwohl sich bis dahin das Stück immer weiter in den öffentlichen Raum hinein entwickelt hat. Die Mansarde, die Wohnstatt einer „Nebenfigur“ wird uns vorgeführt - hier lebt die Witwe des ermordeten Hausmeisters, die bis dahin noch nicht aufgetreten ist. Sie stellt für den Mörder die erste Anlaufstation nach seiner rätselhafter Entlassung durch den Staatsapparat dar. „Wegen der Kleider“ sei er hier. Einem intensiven nächtlichen Gespräch folgt eine Liebesnacht.

Draußen tobt die Revolution - drinnen die widersprüchlichen Gefühle.

 

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Dass hier im Privaten die gegensätzlichen Standpunkte frei ausgesprochen werden können, lässt aufhorchen. Dieses unaufgeregte Sich-Verstehen-Wollen zwischen der Witwe und dem Mörder ihres Mannes in diesem irrwitzigen Kontext verleiht der Szene etwas Surreales, öffnet einen utopischen Raum. Die Staatsmacht - in Form eines Polizisten - dringt in die Mansarde ein. Er kann die Situation des ungewöhnlichen Paares nicht verstehen und ist in seiner Überforderung froh, einen Mann aufgegriffen zu haben, der keine Papiere vorzuweisen hat. Dass dem Mörder diese Papiere nach dem Wochenende ausgehändigt werden sollen, interessiert den Polizisten nicht.

 

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„Haben sie Papiere?“, fragt der Polizist und der Mörder antwortet: „Nein“.44 Eine Person ohne Papiere muss verhaftet werden, das schreibt das vor kurzem verhängte Notstandsgesetz vor. Nach dem erfolglosen Versuch, die Situation zu klären, verlässt der Mörder mit dem Polizisten das Haus und wird im Treppenhaus erschossen. Der Grund dafür ist von Max Frisch im Text nicht gesetzt. Auch die Inszenierung will darauf keine Antwort geben, um die Ambivalenz dieses Szenenendes zu erhalten. Der Zuschauer muss den tödlichen Ausgang der Szene eigenständig deuten und findet sich erneut im Zustand der Überprüfung eigener Bewertungsmuster wieder. Auch wenn die Erschießung des Mörders formal umgesetzt wird - der Polizist wendet sich zum Publikum und schiesst auf die Zuschauer (jegliche Gewalt kann sich rächen)- ist die Erschießung sicht- und hörbar.

 

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Der Mörder ist somit das einzige Opfer, das in diesem gewaltsamen Stück auf der Bühne sichtbar wird. Warum diese Entscheidung, die grobe Gewalt, die GRAF ÖDERLAND von allen anderen Stücken Max Frischs unterscheidet, nur als Spiel zu zeigen, obwohl es in der Reise des Staatsanwalts und des Mörders mehrere Menschen gibt, die durch die Axt getötet werden? Der spielerische Ansatz stellt die verschiedenen Formen von Gewalt - die subtilen und die expliziten - zunächst auf die gleiche Ebene. Ein von der Gesellschaft nicht akzeptierter Vorgang, der die Fragen auslöst: Wo beginnt Machtausübung. Wann wird diese gewaltsam? Zählt nur Mord durch die Axt dazu, oder auch die Legitimation skrupelloser Geschäfte durch Erfolgsbilanzen?Und wann wird welche Messlatte angelegt?

 

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Auf dem Bett der Witwe sitzt der „alte Staatspräsidenten“, der bis dato dem Zuschauer noch unbekannt ist. Sein regungsloses Sitzen lässt ihn allgegenwärtig erscheinen, er wirkt starr und tot wie Stein. Dass dieser Greis die entscheidende Stückwendung vornimmt, indem er dem Staatsanwalt - aufgrund dessen momentanen Rückhalts in der Bevölkerung - die Macht und damit das höchste Amt im Staat anträgt, zeigt den entlarvend realistischen Blick des Autors auf die skurrilen Funktionsweisen von gesetzten Machtgefügen.

 

Am Ende des Stücks findet sich der Staatsanwalt in seinem Arbeitszimmer wieder. Ist er gerade aus einem Alptraum erwacht oder ist das Erlebte tatsächlich geschehen? Die Schießerei um seine - gegenwärtig mit Stacheldraht umzäunte - Villa ist deutlich zu hören und seine dreckverschmierten Stiefel zeugen von seinem revolutionären Handeln im Untergrund.

 

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Über die Schlussszene haben wir viel diskutiert. Vor allem für den Schauspieler, der den Staatsanwalt spielte, war diese Szene und das Stückende nicht befriedigend. Er schrieb während den Proben ein ausführliches Thesenpapier zu GRAF ÖDERLAND. „Das Stück beginnt, was die Figur des Staatsanwalts betrifft, emphatisch und endet denunziatorisch. Der Staatsanwalt bricht mit kindlicher Kraft aus seinen Lebensumständen aus, eine Utopie im Herzen. Anschließend beweist Max Frisch sich und uns, dass das nur mit Mord und Totschlag enden kann. Nicht dass er das beweisen wollte. Ich fürchte, das passiert ihm so [...] Ich persönlich liebe ja nach wie vor die Köhlerwelt. Ich als Autor [...] wäre da geblieben, an seiner Stelle. Aber das wäre auf andere Art auch ein Ausbüchsen. In der Welt des Irrationalen, des Traumhaften kann man leicht integer bleiben.“ Und später heißt es: „Max Frisch scheitert, aber das ist der eigentliche (und interessante) Inhalt. Und deshalb sollten wir ihm das nicht vorwerfen.“ 48

Es wäre einfach, den Schluss nur als Alptraum abzutun und damit den Figuren jeden Erkenntnismoment zu rauben. Andererseits ist es unbefriedigend, die Inszenierung mit den furchtbaren Folgen der Rebellion und mit einer Absage des Staatsanwalts an die angebotene Verantwortung enden zu lassen und zu vermitteln, dass es doch besser sei, nicht zu versuchen, die Welt zu verändern. Um eine allzu einfache Aussage zu vermeiden, greifen wir für den Schluss auf die erste Textfassung von 1951 zurück. Der Staatsanwalt, der zu Beginn aus den Sitzreihen der Zuschauer heraus agiert, beendet hier das Stück mit den Worten: „Wenn ich Tag für Tag an diesem Schreibtisch hocke, Mensch, und man hält mir die Gurgel zu, dass ich nicht mehr schnaufen kann - und eines Tages halte ich es nicht mehr aus, ich springe den anderen an die Gurgel, damit ich nicht ersticke: Was gibt es da zu erklären? Leben will ich. Wozu eine Idee? Leben will ich!“ 49 In der letzten Fassung von Max Frisch ruft der Staatsanwalt zum Schluss: „Erwachen - jetzt: rasch - jetzt: erwachen - erwachen - erwachen!...“50 In der Gießener Inszenierung verlässt er die Bühne und geht durch den Zuschauerraum ab - eine deutliche Verweigerung einfacher Lösungsansätze.

 

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Die von den Bühnenfiguren gestellten Fragen richten sich nun an den Zuschauer. Mit den eigenen Verhaltensweisen, der eigenen privaten Rebellion konfrontiert, bleibt er zurück. Der Veränderungswunsch im Privaten und Politischen wird so wachgehalten und zur erneuten Diskussion auf den Prüfstand gestellt - vergleichbar dem angespannten Zustand, in den Max Frisch die Leser seiner berühmten Fragebogen versetzt.

 

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Frisch nimmt in „Graf Öderland“ Figuren in Augenschein, die mit dem „Status quo“ nicht einverstanden sind. Er markiert, wie Leid da erwächst, wo Leben nicht eigenständig gelebt werden kann. Die Konsequenz seiner Fragestellung zwingt die Figuren auf gesellschaftlich nicht akzeptierte Wege. Der Zuschauer erfährt - im Miterleben des privaten Ausbruchs und dessen erschreckenden Auswüchse - diese Fragen in einer neuen Dringlichkeit. Fragen, die den Autor ein Leben lang begleiteten. In der Rede in Solothurn sagte der 75- jährige: „Ein Aufruf zur Hoffnung ist heute ein Aufruf zum Widerstand“. 53 Ein beherztes Plädoyer für ein frei gewähltes Leben.

 

Ich bin dankbar, diesen „respektablen Misserfolg“ inszeniert haben zu dürfen und freue mich, dass wir damit auf die Hessischen Theatertage im Mai 2011 am Staatstheater Kassel eingeladen waren. Ich danke meinem Team, meinen Schauspielern und allen Mitarbeitern des Stadttheaters Gießen für diese Arbeit auf Augenhöhe und Ihnen für Ihre Lesezeit.

 

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1 Frisch, Max über die Rezeption von „Graf Öderland“, Film auf Youtube. © Max Frisch-Archiv Zürich

2 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 9 mit Corbinian Deller, Christian Fries, Irina Ries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
3 Dürrenmatt, Friedrich: Weltwoche, 16. Februar 1951
4 Absatz: Schubert, Matthias, Schauspieldirektor und Chefdramaturg: Programmheft „Graf Öderland“. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
5 Direktion des Zürcher Schauspielhauses 1951: Oskar Wälterlin / Kurt Hirschfeld / Walter Oberer
6  Frisch, Max: Brief an die Direktion des Zürcher Schauspielhauses. KLEINES MEMORANDUM zu „Graf Öderland“, Seiten 5-6, März 1951,
    © Max Frisch-Archiv Zürich
7  Intendantin: Cathérine Miville / Schauspieldirektor und Chefdramaturg: Matthias Schubert. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
8  Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 1 mit Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
9 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 6 mit Rainer Hustedt. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
10 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 2 mit Roman Kurtz, Corbinian Deller, Rainer Hustedt. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
11 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 10 mit Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
12 Schubert, Matthias: Programmheft „Graf Öderland“. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
13 Foto © Fabian Kühlein. Konzeptionsprobe „Graf Öderland“ mit Dirk Schulz, Susanne Pfister, Rainer Hustedt, Petra Soltau, Rainer Domke.
    Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
14 Foto © Fabian Kühlein. Probe „Graf Öderland“ mit Petra Soltau, Christian Fries, Harald Pfeiffer, Carolin Weber, Rainer Hustedt, Corbinian Deller,
     Rainer Domke, Roman Kurtz, Kyra Lippler. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
15 von Gunten, Matthias: Max Frisch. Citoyen. Schweiz 2008
16 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main 1962, Seite 6
17 Klanggestaltung: Fabian Kühlein, Berlin 2010 / 2011
18 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 1 mit Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
19 Bernhard Niechotz, Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
20 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 8 mit Roman Kurtz, Rainer Domke, Irina Ries, Petra Soltau, Christian Fries, Corbinian Deller,
    Milan Pešl, Kyra Lippler. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
21 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main 1962, Seite 7
22 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 6 mit Harald Pfeiffer, Petra Soltau, Rainer Hustedt, Corbinian Deller, Rainer Domke.
    Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
23 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 1 mit Irina Ries, Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
24 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 1 mit Irina Ries, Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
25 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 5 mit Christian Fries, Carolin Weber, Irina Ries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
26 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 5 mit Kyra Lippler, Roman Kurtz, Rainer Dohmke, Irina Ries, Christian Fries. Stadttheater Gießen
    Spielzeit 2010 / 2011
27 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main 1962, Seite 21
28 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 3 mit Irina Ries, Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
29 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main 1962, Seite 23
30 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 3 mit Irina Ries, Petra Soltau, Harald Pfeiffer. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
31 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 3 mit Irina Ries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
32 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 3 mit Christian Fries, Petra Soltau, Irina Ries, Harald Pfeiffer.  
    Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
33 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 3 mit Harald Pfeiffer, Petra Soltau, Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
34 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 6 mit Rainer Hustedt. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
35 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 7 mit Rainer Domke, Irina Ries, Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
36 Frisch, Max: Wir hoffen. Rede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1976, Frankfurt am Main 1976
37 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 8 mit Petra Soltau, Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
38 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 8 mit Roman Kurtz, Harald Pfeiffer, Petra Soltau, Corbinian Deller, Irina Ries, Kyra Lippler.
    Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
39 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main 1962, Seiten 9-10
40„das Theater“ haben wir in unserer Fassung selbstkritisch in den Text mit eingeschrieben
41 Frisch, Max: Fragebogen. Frankfurt am Main, 1992
42 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 9 mit Carolin Weber. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
43 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 9 mit Milan Pešl, Harald Pfeiffer, Carolin Weber. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
44 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main 1962, Seite 82
45 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 9 mit Milan Pešl, Carolin Weber. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
46 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 9 mit Rainer Hustedt, Harald Pfeiffer, Carolin Weber. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
47 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 10 mit Christian Fries, Irina Ries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
48 Fries, Christian: Thesenpapier zu „Graf Öderland“ 2010 / 2011
49 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main, 1951, Seiten 123 - 124
50 Frisch, Max: Graf Öderland. Frankfurt am Main, 1962, Seite 92
51 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 10 mit Christian Fries. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
52 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 10 mit Harald Pfeiffer. Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011
53  Frisch, Max: Am Ende der Aufklärung steht das goldene Kalb. Weltwoche 18. Mai 1986
54 Foto © Rolf K. Wegst. Graf Öderland. Szene 8 mit Roman Kurtz, Rainer Hustedt, Carolin Weber, Kyra Lippler.  Stadttheater Gießen Spielzeit 2010 / 2011



Besetzung „Graf Öderland“

Der Staatsanwalt - Christian Fries

Elsa, seine Gattin

Auslandsjournalistin - Kyra Lippler

Doktor Hahn

Auslandsjournalist - Roman Kurtz

Hilde, Inge, Coco - Irina Ries

Der Mörder

Erster Kulturträger - Rainer Hustedt

Ein Wärter, ein Student, ein Kellner - Corbinian Deller

Der Vater, der Kommissar, der Staatspräsident - Harald Pfeiffer

Die Mutter, die Innenministerin - Petra Soltau

Mario, ein Hellseher, ein Polizist, ein Direktor - Milan Pešl

Ein Concierge, zweite Kulturträgerin, Frau Hofmeier - Carolin Weber

Der Fahrer, der General - Rainer Domke

 

Inszenierung - Dirk Schulz

Bühne und Kostüme - Bernhard Niechotz

Klanggestaltung - Fabian Kühlein

Licht - Kati Moritz

Dramaturgie - Matthias Schubert

Regieassistenz und Abendspielleitung - Susanne Pfister

Ausstattungsassistenz - Thomas Döll

Inspizient - Marco Ober

Soufflage - Genowefa Schefczyk

 

Technischer Direktor Helmut Stresemann / Stellvertretender Technischer Direktor Steff Hans / Theatermeister Ingo Blaschke, Olaf Boyens, Silvia Dinius / Kostümwerkstätten Tina Hempel, Sandra Stegen-Hoffmann / Ton Volker Seidler / Beleuchtung Kati Moritz / Maske Hannelore Keil / Requisite Frank Urban / Malersaal Guiseppe Viva / Schlosserei Erich Wismar / Deko und Polsterei Philipp Lambert / Schreinerei Anestis Delis

Premiere am 8. Januar 2011 am Stadttheater Gießen im Großen Haus. Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag, Berlin

 


BIOGRAPHIE

Dirk Schulz ist seit 1998 freischaffender Theaterregisseur. Nach einer Ausbildung zum Buchhändler studierte er Literaturwissenschaft bei Prof. Jan Knopf an der Universität Karlsruhe und Philosophie bei Prof. Dr. Peter Sloterdijk an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Er assistierte und inszenierte am Badischen Staatstheater Karlsruhe und am Staatstheater Braunschweig und führte Regie am Staatstheater Nürnberg, am Stadttheater Bern, am Theater Baden-Baden, am Stadttheater Gießen, am Historischen Museum Bern, am Pergamonmuseum Berlin und an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf der zeitgenössischen Dramatik.


BIOGRAPHY

Dirk Schulz has worked as a freelance director since 1998. After an apprenticeship as a book seller, he studied literature with Jan Knopf at Universität Karlsruhe, and philosophy with Peter Sloterdijk at Staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. He directed at Badisches Staatstheater Karlsruhe, Staatstheater Braunschweig, Staatstheater Nürnberg, Stadttheater Bern, Theater Baden-Baden, Stadttheater Gießen, Historisches Museum Bern, Pergamonmuseum Berlin, and at the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. A central focus of his work is on contemporary drama.

 


ZUSAMMENFASSUNG

„Graf Öderland - ein respektabler Misserfolg?“

Die Herausforderung von Max Frischs Schmerzenskind für die Bühne.

Der Theaterregisseur Dirk Schulz beschreibt die Erfahrungen seiner Inszenierung von „Graf Öderland“ am Stadttheater Gießen - Premiere: 8. Januar 2011 - und zeichnet anhand von Bildmaterial den Verlauf des Theaterabends nach. Warum gilt „Graf Öderland“ als schwierig in der Umsetzung auf die Bühne? Die Frage nach der Aktualität des Stücks, dem eigenen Antrieb in der täglichen Probenarbeit und die daraus resultierende Form der Inszenierung werden beleuchtet. Zudem greift der Vortrag Texte und Gedanken von Max Frisch auf, deren Fragestellungen den Probenprozeß zur Premiere begleitet haben.

SUMMARY

“Graf Öderland – a respectable failure?”

The challenge of Max Frisch’s child of sorrow for the stage

Director Dirk Schulz discusses his experience staging “Graf Öderland” at Stadttheater Giessen (opening night: 8 January 2011), using visual material to recreate the course of the evening on stage. Why is “Graf Öderland” considered difficult to stage? Schulz addresses the play’s relevance and topicality, his own motivation during daily rehearsals, and the resulting nature of his staging of the play. His discussion is complemented with references to other writings and thoughts by Max Frisch which influenced the rehearsal process up to opening night.

Dirk Schulz, Basel 29. Juni 2011 / dirk.schulz@googlemail.com

 


Dirk Schulz Theaterregisseur - dirkschulzregie.de